Früher waren Zahnarztpraxen aus wirtschaftlicher Sicht Selbstläufer. Doch in den letzten Jahren hat sich der Markt für Zahnärzte spürbar verändert, und die Rahmenbedingungen haben sich entsprechend verschlechtert: Der Wettbewerb in Bezug auf die Praxisdichte ist heute deutlich höher, die Personalkosten sind massiv gestiegen und durch diverse Reformen im Gesundheitswesen ist der wirtschaftliche Druck auf Zahnarztpraxen zusätzlich erhöht worden. Heute müssen Zahnärzte mit ihren Patienten über Selbstbeteiligungen und Finanzierungen sprechen. Das lag und liegt nicht jedem Zahnarzt. Denn neben der medizinischen Kompetenz wird zunehmend auch kaufmännisches Knowhow gebraucht, um im Praxiswettbewerb zu bestehen.
Jungen Zahnärzten fehlen oft die Grundlagen der zahnärztlichen Kalkulation
Die komplexen Herausforderungen im Praxisalltag führen dazu, dass sich erfolgreiche Zahnärzte mit eigener Praxis heute auch als Unternehmer begreifen müssen. Manchmal erhärtet sich der Eindruck, sie müssten sogar mehr Unternehmer als Zahnarzt sein. Denn im Alltag müssen diverse wirtschaftliche und strategische Entscheidungen gefällt werden: Welche Potenziale hat meine Praxis und wie schöpfe ich sie optimal aus? Wie kann ich mein Personal an die Praxis binden und es kontinuierlich weiterentwickeln? Welche Weichen müssen für die Zukunft gestellt werden, um wirtschaftlich erfolgreich zu sein?
Genau hier liegen diverse Fallstricke für junge Zahnärzte, denn unternehmerisches Denken ist nichts, was an der Universität gelehrt wird. Oft hatten Absolventen der Zahnmedizin während des Studiums nicht einmal Berührungspunkte mit den Grundlagen der zahnärztlichen Kalkulation, von allgemeinen Kosten der Praxis und Mindestumsätzen ganz zu schweigen. Selbst Grundkenntnisse wie der BEMA oder die GOZ werden im Studium nicht vermittelt.
Junge Zahnärzte sind nach Studienende hochqualifizierte Behandler ohne Wissensgrundlage wie sie als Praxisinhaber am Markt bestehen können. Gleichzeitig wird von allen Seiten erwartet, dass der Zahnarzt in der eigenen Praxis trotzdem als Unternehmer agiert. Das beginnt schon mit dem Businessplan, den die finanzierende Bank bei der Praxisgründung erwarten wird.
Objektive Unterstützung von außen ratsam
Ist die Praxis dann eröffnet, wird der Zahnarzt auch zum Personalchef, Chefstrategen, Entscheider und Kommunikationsprofi – und damit haben wir noch nicht einmal alle Verantwortlichkeiten erfasst. Allen Aufgabengebieten gemein sind aber die wirtschaftlichen Auswirkungen bei „falschen“ Entscheidungen.
Um sich den diversen wirtschaftlichen Herausforderungen stellen zu können, ist es meist sehr hilfreich sich eine objektive Unterstützung von außen einzuholen, zum Beispiel in Form eines erfahrenen Finanzexperten, eines spezialisierten Steuerberaters und eines Praxisberaters mit entsprechender Expertise, die im Idealfall als Team die Interessen der Praxis vertreten.
Es ist nicht übertrieben, festzustellen, dass gute Zahnärzte heute mehr Unternehmer als Zahnarzt sein müssen, um einen erfolgreichen Praxisbetrieb auf die Beine zu stellen. Denn der gute Zahnarzt, der nicht unternehmerisch denkt, hat heute kaum mehr Chancen im Wettbewerb zu bestehen.